Vom Learn-it-all zum digitalen Messie

Als Satya Nadella das Zepter von Steve Ballmer übernahm, kündigte sich ein radikaler Kulturwechsel an, der die ganze Company nachhaltig verändert hat. Hinter all dem steht – neben kulturellen Änderungen – das Growth Mindset. Wenn man es in einem Satz sagen will – die positive Einstellung gegenüber Unbekanntem und die innere Überzeugung, dass wir nicht nur das sind, was wir aktuell können, sondern uns kontinuierlich weiterentwickeln und neues lernen können. Daraus abgeleitet folgte später die Learn-it-all Metapher. Auch hier heißt „all“ natürlich nicht, dass man in allen Bereichen Wissen endlos anhäufen muss, sondern das man alles, was man zum Erreichen der nächsten Herausforderung benötigt lernen kann und lernen sollte.

Diese Idee fiel mir erstaunlich leicht zu adaptieren, vielleicht zu leicht. Denn während es Menschen gibt, die mit dem Status-Quo zufrieden sind und nur mit Überwindung Neues ausprobieren wollen, hatte ich schon immer das Problem, das mich eher zu vieles interessiert. Wenn ich am Samstag in der neuesten Ausgabe der c’t blättere und ein neues Programmier-Framework vorgestellt wird, interessiert mich das. Zwei Seiten später – ein neues Arduino basiertes Entwicklerboard, spannend! Noch ein paar Seiten weiter ein Review zu einem Open Source RAW Konverter – muss ich ausprobieren. Weil die Zeit am Wochenende nicht reicht alles anzuschauen, schnell noch die interessanten Artikel mit Office Lens abfotografiert und für „später“ archiviert. Gleichzeitig sammle ich Ideen für Projekte in meiner Aufgabenverwaltung. Willkommen in meiner digitalen Messie Welt.

Von ESP8266, Arduino, Raspi und MXChip über 3D Drucker, Fräse und Laser (ich habe einen Snapmaker) mit verschiedenen 3D Modelling und Slicing Tools über PowerApps, Python, JavaScript & Co hin zu Web-Tools und WordPress-Plugins über Fotografie, Bildbearbeitung und Co. zu Ukulele, Gitarre und Bass hin zu fakultativen Trainings zur Persönlichkeitsentwicklung und Marketing-Themen. Oh und natürlich zwei reizenden Kindern, die noch nichts von all dem verstehen und trotzdem die meiste Zeit für sich beanspruchen. Was fehlt ist der Fokus, also die Fähigkeit zu priorisieren und mir bewusst zu machen, dass ich nicht alles, was mich interessiert, beherrschen werden kann und das auch nicht alles davon nötig oder sinnvoll ist.

Da fallen mir zwei Sprüche ein. Einer aus einem „werde-glücklich-Kalender“, der andere aus einem Podcast der Digitalen Nomaden:

  • Ersetz ab uns zu „Ich soll“ durch „Was soll’s“ und
  • Du brauchst einen Fokus, ein festes Ziel, auf das du hinarbeitest um die nötigen Schritte dahin identifizieren zu können.

Es wird also wohl oder übel darauf hinauslaufen etwas „fallen“ zu lassen, wenn ich

  1. in irgendetwas richtig gut werden will statt alles nur durchschnittlich zu können und
  2. nicht immer das Gefühl haben will, dass die Zeit nicht reicht um alles, was ich gern tun würde, auch zu tun.

Ich bin gespannt, wie mir das in Zukunft gelingt, jetzt wo ich es schwarz auf weiß vor mir habe. Da scheint mein Vorsatz – wieder häufiger zu schreiben – eher kontraproduktiv, aber vielleicht hilft es ja auf dieser Reise…

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